Das systemische Denken

Systemische Praxis ist ein eigenständiges Verfahren, das als Einzel-, Paar-, Familien- oder Gruppentherapie/beratung praktiziert wird.

Seit Beginn der 1980er Jahre entwickelte es sich aus der klassischen Familientherapie, indem es sich neben dem Aspekt von Familienstruktur und -dynamik stärker systemisch-konstruktivistischen Grundideen zuwandte.

Menschliche Probleme oder Störungen werden in ihrem jeweiligen Kontext gesehen und als kommunikative Prozesse verstanden, die sich auf die intrapsychischen Systeme auswirken.

Therapie und Beratung sind nach systemischem Verständnis keine Behandlungen, die von außen (linear) Veränderung verursachen, sondern stellen den respektvollen Versuch dar, durch Perspektiven- und Präferenzenwechsel Selbstveränderungen in sozialen Systemen anzuregen. Immer geht es um die Öffnung von Möglichkeitsräumen.


Der Fokus systemischer Praxis liegt auf den vorhandenen Ressourcen, um dort nach Ansatzpunkten für Lösungen zu suchen.

Der Ausgangspunkt der systemischen Therapieprozesse liegt nicht in defizitorientierten diagnostischen Beurteilungen. Immer werden zunächst die Erwartungen und Anliegen der Hilfesuchenden mit den Möglichkeiten und Angeboten der Therapeut:innen abgeglichen, um zu einer Auftragsvereinbarung zu gelangen.

Die therapeutische Beziehung ist so durch einen öffnenden Dialog gekennzeichnet, der einerseits Respekt gegenüber der Autonomie von Menschen und andererseits 'Respektlosigkeit' gegenüber bisherigen Annahmen und Einschränkungen umfasst.

Die Vielzahl der Methoden, welche die systemische Praxis in Therapie und Beratung hervorgebracht hat, dient dazu, Neugier und Interesse für Veränderungsprozesse zu wecken und gleichsam eine experimentelle Mentalität zu fördern.